Für den ESV sind wir dieses Jahr bei der Hessenregatta, zum zweiten Mal nach 2016, vom 20.-25. Mai angetreten.
Die Hessenregatta ist eine Ostseeregatta, ausgerichtet vom Fahrtenseglerclub Königsstein und fand in diesem Jahr bereits zum 27. Mal statt. Gestartet wird, angepasst auf den Charterzyklus, am Sonntag in Burgtiefe auf Fehmarn. Von dort geht es in Etappen nach Gedser, Stubbeköbing, Warnemünde, Grömitz und zurück nach Fehmarn, um Freitag Mittag die Schiffe wieder an die Vercharterer zurückgeben zu können.
Die Hessenregatta ist mehr eine Geschwaderfahrt mit sportlichem Charakter. Es wird in mehreren Gruppen, getrennt nach Charter- und Eigneryachten sowie abgestuft nach Yardstickklassen gestartet. Die Teilnehmerzahl ist auf 80 Schiffe begrenzt. Es gibt eine Startlinie, für die Startzeit ist aber jeder selbst verantwortlich, es wird nach GPS-Uhr gestartet. Als Ziel ist ein festes Seezeichen in zwei Bootslängen Abstand und mit einer vorgegebenen Peilung zu passieren. Die Zeit wird auch hier selbst genommen und per Funk an die Regattaleitung durchgegeben.
Neu in 2018 war, dass die Regatta den Status der Hessenmeisterschaft im Fahrtensegeln erhalten hat.
Vom Edersee waren, neben uns, drei Schiffe vom SCE und eine Mannschaft vom SCAS am Start.
„Wir“, die für den ESV gestartet sind, sind mein Vater Lutz, mein Bruder Lars, mein Cousin Philipp und ich auf unserer Comfortina „Cala Lumos“.
Bereits am Freitag überführten wir das Schiff von Warnemünde nach Fehmarn und nutzten den Samstag zum Training und um mit den anderen Crews in Kontakt zu kommen. Nachmittags war dann die Anmeldung erforderlich, für jeden gab es einen großen Regenschirm und zwei Dosen Bier. Hinsichtlich der Regenschirme wurde bei der folgenden Steuermannsbesprechung darauf hingewiesen, dass mehr als drei Regenschirme an Deck während der Vorwindetappen als unsportlich angesehen werden würden. Ich habe keine gesehen, aber dazu später mehr. Die Regenschirme waren in dieser Woche sowieso fehl am Platz, allerhöchstens als Sonnenschirme mancherorts zu sehen. Strahlender Sonnenschein begleitete uns Tag für Tag und führte zu der einen oder anderen Verbrennung. Der kalte Ostwind täuschte da immer wieder über die Kraft der Sonne hinweg.
Um 9 Uhr startete am Sonntag die erste Gruppe Richtung Gedser, wir folgten im dritten Start. Der ganze Schlag war eine reine Kreuz, so verlängerte sich der Weg ziemlich. Ab dem ersten Wegpunkt bei Fehmarn teilte sich das Feld auf, viele fuhren auf Backbordbug weiter, einige gingen nach rechts. Wir folgten dem Dreher und gingen mit nach rechts. Zu unserem Glück pendelte der Wind aber wieder zurück und wir konnten auch auf dem anderen Schlag gut nach Luv kommen. Dies brachte uns für den ersten Tag den Gruppensieg ein. Gedser füllte sich schnell mit den 69 Teilnehmeryachten und der zurückliegende Tag wurde bei diversen Kaltgetränken erörtert und ausklingen gelassen. Abends gab es noch die Steuermannsbesprechung für den nächsten Tag und in Anbetracht des Wetterberichts wurde auf diversen Schiffenb bereits auf kleinere Vorsegel gewechselt.
Der Montag begrüßte uns mit Sonne und herrlichem Wind. Der Amwindstart war nur auf Steuerbordbug möglich, einer versuchte es in unserem Start doch mit Backbordbug und scheuchte die Gruppe auf. Wir hielten uns davon frei und gingen mit freiem Wind an die Kreuz. Den Wegpunkt erreichten wir in führender Position und gaben diese auch nicht mehr ab, berechnet reichte es aber nur für den zweiten Platz. Kurz vor dem Ziel frischte der Wind aber noch mal ordentlich auf und ablaufend nach Stubbeköbing schob die Welle uns auf über 10 Knoten.
In Stubbeköbing wurde der Fischereihafen für uns geräumt und so bildeten sich diverse Päckchen. Jetzt war es nicht von Vorteil so schnell gesegelt zu sein, wir lagen ganz innen. Abends wurden Grills aufgestellt und gemeinsam gegrillt. Durch den schneidenden Ostwind löste sich die Runde allerdings bald auf, auch die Band konnte uns nicht zum verweilen bewegen. Nur die Grills spendeten den Hartgesottenen ihre Restwärme.
Der Dienstag ging eine Stunde später los als gedacht, da die
Wettfahrtleitung den Start eine Stunde verschob. Der
angekündigte Wind lies dies für die längste Etappe nach
Warnemünde zu. Mit halbem Wind ging es los. Eigentlich war
der Wind zu spitz, aber doch schwach genug, sodass nach und nach die Spis gezogen wurden. Unter Spi ging es dann auch bis nach Warnemünde. Der Wind raumte etwas und nahm immer weiter zu. Bei guten vier Windstärken schossen wir Richtung Kadet-Rinne und daran vorbei weiter. Einige Schiffe mussten Frachtern ausweichen und verloren wertvolle Minuten. Das Ziel in Warnemünde war die Peilung zwischen den Molenköpfen und so schoss eine lange Reihe von Schiffen unter Spi in die Warnow. Natürlich kam auch noch die eine oder andere Fähre und warf ihren Windschatten, außerdem versperrte eine Arbeitsplattform den Weg. Es war also alles etwas eng, aber irgendwie passte es dann doch. Die Strandspaziergänger hatten auf jeden Fall was zu beobachten. Insgesamt waren wir nicht so in Schwung gekommen und beendeten den Tag auf Platz 4. Unser direkter Konkurrent, die X-332 Relax patzte aber auch.
Mittwoch war Ruhetag. Wir nutzten den Tag für eine kleine Runde auf dem Wasser und für ein paar kleinere Reparaturen am Schiff. Abends fand die Schuppenfete statt, das Bergfest. Mit Matjes, Bier, einer Tombola und Livemusik klang der Abend gesellig aus. Nicht zu vergessen natürlich die Steuermannsbesprechung für den kommenden Tag!
Donnerstag stand die Etappe nach Grömitz an. Der Wetterbericht riet zu einer zügigen Überfahrt, da der Wind Abends auf sechs Windstärken zunehmen sollte. Davon war am Start nichts zu spüren und wir trieben, mehr als das wir fuhren, unter Spi über die Starlinie. Unser etwas verkorkster Start brachte uns weit nah Luv und damit in den Wind. So wurde aus der Not heraus der richtige Kurs an die Spitze unserer Gruppe. Der Wind nahm schnell kontinuierlich zu und es baute sich eine schöne Welle auf. Wir beschlossen bei 18 Knoten Wind auf den kleineren Spi zu wechseln, was sich als weise herausstellen sollte. Der Große hätte sicher Schaden genommen, was einige andere leidvoll erfahren mussten. Ein Schiff kam mit dem Kopfbrett im Masttop in den Hafen, mindestens zwei weiteren Schiffen riss der Spi in der Mitte. Bei einem wehte der Spi, losgelöst von seinen Schoten, waagerecht vom Masttop aus. Als Ziel war die Seebrücke in zwei Bootslängen zu passieren. Einem Schiff wurde auch dies zum Verhängnis, das unter Spi auf den Strand abbog. Passiert ist dabei aber nichts. Für uns reichte es zu Platz 3. Damit waren die direkten Gegner für den letzten Tag klar.
Freitag starteten die Charteryachten zuerst, um rechtzeitig zur Rückgabe der Schiffe das Ziel an der Ansteuerung zum Fehmarnsund erreichen zu können. Direkt nach dem Start begann einer unserer Gegner uns direkt zu decken, allerdings immer fair. Ich kam nicht richtig in Schwung und so erreichten wir neuerlich einen knappen dritten Platz. Jetzt ging es ans Rechnen.
Bei der Siegerehrung wurde dann endlich Klarheit geschaffen: die ersten drei Plätze in unserer Gruppe hatten alle 9 Punkte, die Einzelplatzierungen ergaben für uns den zweiten Platz.
Über alle Schiffe hinweg belegten wir den sechsten Platz bei 66 Teilnehmern. Der Platz führte uns allerdings zum Titel der Hessenmeister im Fahrtensegeln! Die anderen fünf Plätze wurden von Schiffen belegt, die nicht für hessische Vereine gestartet sind. Unsere Gruppe war mit drei Schiffen unter den ersten 10 vertreten.
Alle Ergebnisse und Eindrücke werden bald auf www.hessenregatta.de zu finden sein, im Herbst wird es auch wieder einen Film zur Regatta geben.
Ein Preis, den ich auch mal im ESV sehe, ist der Hessencup. Dabei werden alle Vereine gewertet, die mit mindestens drei Schiffen am Start sind. Vom Edersee war der SCE indieser Wertung dabei, wenig erfolgreich.
Viele Grüße
Carsten Beister